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Wie "Weltklasse" ist die IIHF-Weltmeisterschaft? / How "world class" is the IIHF World Championship?


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DEUTSCH:

Im Frühsommer dreht sich im Eishockey immer alles um die Stanley Cup Playoffs - aber auch um die IIHF- Weltmeisterschaft. Da vor Allem in Europa die IIHF-WM in Eishockey-Kreisen immer ein grosses Thema ist, widme ich diesen Beitrag mit dem "FAN-Hat" und "HOCKEYNERD-Hat" aufgesetzt ebenfalls dem jährlich stattfindenden Grossevent.

Und zwar habe ich einige grosse Fragezeichen zu diesem Event. Die olympischen Spiele oder eine Fussball-EM oder WM sind in aller Munde. Es wird also auch am Stammtisch von nicht sportbegeisterten Leuten darüber diskutiert. Dies ist bei der Eishockey-WM aber irgendwie nicht der Fall. Viele Personen in meinem Umfeld (welche nicht Eishockey-begeistert sind) wissen gar nicht, dass da eine WM stattfindet und die Schweizer Nationalmannschaft mitspielt. Somit kann dieser Event doch gar nicht so übergross und "wichtig" sein. Wie Weltklasse ist diese WM dann wirklich?


Aus meiner Sicht gibt es verschiedene Faktoren, welche der IIHF-WM den Status "Weltklasse" entziehen. Diese versuche ich kurz zu erläutern und bringe sogleich Vorschläge ein, wie der Faktor jeweils eliminiert oder entschärft werden könnte:


Jährliche Durchführung

Die IIHF WM findet jedes Jahr statt. Viele andere (Sport-)Ereignisse sind auch jährlich angesetzt. Und schliesslich feiern wir jedes Jahr auch gerne Weihnachten. Aus meiner Sicht verliert ein jährlich stattfindender Sport-Event aber an "Besonderheit". Wenn die Fussball-EM oder die olympischen Spiele jedes Jahr stattfinden würden, wären diese Events auch nicht mehr ganz so speziell und gross aufgezogen. Zudem verliert ein Titel auch an Strahlkraft - da man jedes Jahr die Möglichkeit hat, Weltmeister zu werden. Die IIHF WM ist meines Erachtens bei einer jährlichen Durchführung einfach nicht "speziell" genug. Weder für Spieler noch für Sponsoren, Fans, Ausrichter und Medien.

Dem Eishockey-Turnier um den Weltmeistertitel würde es aus meiner Sicht somit guttun, wenn der Event nur alle zwei bis drei Jahre stattfinden würde. Natürlich würde dies bedeuten, dass nicht jedes Jahr Geld in die IIHF-Kasse kommt. Aber dies müsste man kompensieren, indem durch das "exklusivere" Image mehr Einnahmen im Bereich Ticketing, Sponsoring etc. erzielt werden.


Geringes Zuschauerinteresse

Bei der diesjährigen WM hat man - zumindest am Spielort Herning - gesehen, dass sich viele Leute nicht für das Turnier interessieren. Stellt euch vor: Bei der Fussball-WM ist das Stadion im Viertelfinal nur zu einem Fünftel besetzt. Genau dies ist in Herning passiert. Leere Stadien können verschiedene Gründe haben. Ist der Spielort zu wenig "Eishockey-verrückt" oder zu wenig attraktiv für "Eishockey-Touristen", sind die Anspielzeiten falsch gewählt, ist das Niveau zu niedrig etc. Aber bei einer TV-Übertragung, wo ich 90% leere Sitze sehe, würde ich mich als Zuschauer ohne Eishockey-Herz niemals so weit überzeugen können, dass dies ein "wichtiges", qualitativ gutes Spiel um viel Ruhm und Ehre sein muss.

Wie man hört, sei es aber auch schwierig Austragungsorte für die WM-Turniere zu finden. Allein das sollte den Verband aber schon zum Nachdenken anregen. Und anstatt "zwanghaft" zu versuchen neue Spielorte zu finden sollte man demütig genug sein um eine Eishockey-WM jeweils einfach an den vier bis sechs grossen "Eishockey-Städten" in Europa zu platzieren. Zudem braucht es Werbung für den Sport und den Anlass. Leere Plätze sollten mit Sport-Vereinen, Schulklassen etc. gefüllt werden. Oder eben man sucht sich Spielorte aus, wo auch ein Nachmittagsspiel so viel Anklang findet, dass neutrale Eishockey-Fans in die Arena pilgern. Denn immerhin gibt es (zumindest teilweise) sehr gute bis herausragende Spieler zu sehen.


Fehlende Top-Nationen

Eigentlich sollte (zumindest aus meiner Sicht) der Sport nichts mit Politik zu tun haben. Es ist aber (wie so oft) leider doch der Fall. In den meisten Sportarten und sogar an den olympischen Spielen sind aktuell zwei Nationen (aus bekannten Gründen) von den Wettkämpfen ausgeschlossen. Im Eishockey hat dies eine besonders hohe Tragweite, da diese Nationen eigentlich ein fester Bestandteil des Welt-Eishockeys sind. Stellt euch vor, im Fussball wäre Argentinien und Uruguay nicht an der WM dabei. Dutzende herausragende Spieler fehlen. Und ist man am Ende wirklich das beste Team der Welt, wenn man gegen eine Grossmacht in der Sportart nicht spielen konnte respektive musste? Das gibt mir einfach einen "faden Beigeschmack" bei einem Turnier, was sich "Weltmeisterschaft" nennt. Da müsste man sich hinterfragen, ob man das sportliche Interesse nicht vor die Politik stellen könnte. Politisch gesehen gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Spieler von solch ausgeschlossenen Nationen trotzdem teilnehmen zu lassen (Sprichwort "neutrale Flagge"), ohne gross ein politisches Statement abzugeben.


Fehlende Top-Athleten

Nebst fehlenden Nationen ist die Absenz-Liste von Top-Athleten an der Eishockey-WM jedes Jahr riesig. Bei anderen Weltmeisterschaften wird diskutiert und kommuniziert, welche grossen Namen am Turnier abwesend sind. Im Eishockey ist es genau umgekehrt - es wird eine Liste geführt, welche grosse Namen am Turnier teilnehmen werden. Auch dies stösst bei mir sauer auf. Wieder der Vergleich mit König Fussball: FIFA WM 2026 ohne Messi, Ronaldo, Yamal. Die Brasilianer mit einer B-Auswahl, bei Frankreich spielt von den "Stars" nur Mbappé, weil er einfach wieder einmal eine tolle Zeit in der Nationalmannschaft haben möchte und zudem gerne in die USA reist. Genau das ist bei der IIHF-WM der Fall. Natürlich ist dies dem Umstand geschuldet, dass in der NHL noch die Playoffs laufen. Aber genau da müsste die IIHF ansetzen. Entweder man nähert sich der NHL an (damit eine Lösung gefunden wird, wo die Top-Spieler an der WM spielen können und wollen), man verlegt die WM in die Sommer-Monate (wo auch die NHL pausiert), oder man gibt sich geschlagen und die NHL wird in einigen Jahren ihre eigene Eishockey-WM organisieren und die IIHF ziemlich sicher "übertrumpfen".



Dies sind einige Faktoren, welche aus meiner Sicht die IIHF WM enorm abwerten. Es gibt aber auch diverse andere Stimmen, die dies ähnlich sehen. Ich denke daher, es besteht grosser Handlungsbedarf bei der IIHF. Hinzu kommt, dass die NHL mit dem wieder auflebenden "World Cup of Hockey" ein Konkurrenz-Produkt auf die Beine Stellt. Ein erster Anlauf mit dem "4 Nations Face-Off" hat bereits sehr positive Reaktionen hervorgebracht und eigentlich nur bekräftigt, dass die NHL alles richtig macht mit einem internationalen Nationen-Turnier (natürlich mit Teilnahme der besten Spieler der Welt).

Wann wird also auf Seite der IIHF etwas passieren? Ich weiss, dass die WM die Haupt-Einnahmequelle der IIHF ist und kann daher verstehen, dass man diesen Event "so oft als möglich" durchführen möchte. Aber schlussendlich schadet das "halbherzige" Image der WM der Sportart Eishockey. Und möchte die IIHF das Eishockey tatsächlich abwerten, oder ist die Teppich-Etage bereit, Veränderungen zu prüfen und allenfalls umzusetzen? Wie in der Privatwirtschaft braucht es nun ein gutes "Change-Management" beim IIHF. Und damit meine ich nicht die Linien-Wechsel auf dem Eis.


Nun interessiert mich natürlich auch Eure Meinung. Wie Weltklasse ist die IIHF-WM aus Eurer Sicht? Was müsste sich ändern, um das Image aufzubessern? Und braucht es diese WM überhaupt?

Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen, wie immer in den Kommentaren oder über die Social-Media Kanäle.

"Hats Off".


English:

In early summer, the hockey world always revolves around the Stanley Cup Playoffs—but also the IIHF World Championship. Especially in Europe, the IIHF World Championship is a major topic in hockey circles, so I’m dedicating this post - wearing both my "FAN hat" and "HOCKEY NERD hat" - to this annual mega event.

That said, I have a few big question marks surrounding this event. The Olympics or a soccer World Cup are talked about by pretty much everyone. Even people who aren’t into sports chat about them at the dinner table or around the water cooler. But that’s just not the case with the Ice Hockey World Championship. A lot of people in my circle (who aren’t into hockey) don’t even know there’s a World Championship going on or that the Swiss national team is playing. That makes me wonder - how big and "important" can this event really be? How "world-class" is this championship, truly?

In my opinion, several factors strip the IIHF World Championship of true "world-class" status. I’ll outline a few of these below and offer some ideas on how each issue could be addressed or improved:

 

Annual Scheduling

The IIHF World Championship is held every year. Sure, plenty of (sports) events happen annually - and we celebrate Christmas every year, too. But from my point of view, a sports event that happens every year loses some of its uniqueness. If the Soccer World Cup or the Olympics took place every year, they wouldn’t feel as special or be celebrated with the same greatness. Also, the title itself loses some prestige - since teams have the chance to become "world champion" every single year. In my view, the IIHF Worlds just aren’t "special" enough on an annual basis - not for players, not for sponsors, not for fans, hosts, or the media.

I believe the tournament would benefit greatly from being held only every two or three years. Yes, that would mean less revenue for the IIHF in the short term. But the more "exclusive" image could drive higher ticket sales, stronger sponsorships, and more media interest to make up for it.


Low Spectator Interest

This year’s championship clearly showed - at least at the Herning venue - that many people simply aren't interested. Imagine a World Cup quarterfinal in soccer with only 20% of the seats filled. That’s exactly what happened in Herning. Empty stadiums can be caused by many factors. Maybe the host city isn’t passionate about hockey, maybe it’s not attractive for traveling fans, maybe the game times are poorly scheduled, or maybe the overall quality just isn’t high enough. But when I tune into a broadcast and see 90% empty seats, someone without a deep love for hockey won’t be convinced that I’m watching an "important" or high-quality match for glory and honor.

Apparently, it’s also becoming harder to find suitable host cities for the tournament. That alone should make the IIHF rethink its strategy. Instead of desperately seeking new locations, the IIHF should perhaps humbly stick to four to six major "hockey cities" in Europe. There also needs to be more promotion for the sport and the event. Empty seats should be filled with sports clubs, school classes, etc. Or the games should be held in cities where even an afternoon game will draw a decent crowd of neutral fans. After all, there are (at least in part) some very good to elite players on display.


Missing Top Nations

Ideally (at least from my perspective), politics should have no place in sports. But, unfortunately, that’s rarely the case. In many sports - and even the Olympics - two nations are currently excluded for well-known reasons. In hockey, this exclusion has significant consequences, as these nations are known names in the world hockey scene. Imagine a soccer World Cup without Argentina and Uruguay. Dozens of elite players would be missing. Can you really claim to be the best team in the world if you didn’t have to face one of the sport’s true powerhouses? That leaves me with a bitter taste for any tournament that calls itself a "World Championship."

We should at least ask ourselves whether sporting interests should sometimes take precedence over politics. There are ways to at least allow athletes from these excluded nations to participate under neutral flags without making a major political statement.


Missing Top Athletes

In addition to the missing nations, there’s also a long list of top athletes who skip the World Championship every year. In other world tournaments, there’s usually buzz around which stars won’t be attending. In hockey, it’s the opposite - a list is made of the big names who will be there. That really rubs me the wrong way. Let’s make the comparison again with soccer: imagine FIFA World Cup 2026 without Messi, Ronaldo, or Yamal. Brazil shows up with a B-team. For France, only Mbappé (of all key players) plays - because he feels like having a good time with the national team and enjoys traveling to the US. That’s what the IIHF World Championship feels like right now.

Of course, this has a lot to do with the fact that the NHL Playoffs are happening at the same time. But that’s exactly where the IIHF needs to take action. They need to coordinate better with the NHL - either by aligning schedules to ensure top players can and want to participate, moving the tournament into the summer when the NHL is on break, or accepting that the NHL will eventually organize its own World Cup-style tournament and likely outshine the IIHF version.


These are just some of the factors that, in my opinion, drastically reduce the value of the IIHF World Championship. And I’m not the only one who feels this way. Many others share these concerns, which is why I think the IIHF really needs to act. On top of that, the NHL is bringing back the "World Cup of Hockey" as a direct competitor. The initial "4 Nations Face-Off" has already received very positive feedback - proving that the NHL is on the right path with an international tournament (and, of course, with the best players in the world).

So the big question is: when will the IIHF do something? I understand that the World Championship is the IIHF’s main source of income, and that’s why they want to hold the event as often as possible. But in the end, this "half-hearted" image hurts the sport of hockey as a whole. Does the IIHF really want to devalue hockey - or is the executive board finally ready to consider and implement real changes?

Just like in the private sector, what the IIHF needs now is solid change management. And no, I’m not talking about line changes on the ice.

 

Now I’d love to hear your thoughts: How world-class do you think the IIHF World Championship is? What would need to change to improve its image? And do we even need this tournament in the first place?

Looking forward to your feedback—in the comments or via social media.

"Hats off".

2 Comments

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Marco
May 23
Rated 3 out of 5 stars.

Wir hinterfragen die Weltmeisterschaft, aber die Probleme unserer 2.-4. Liga bringen wir nicht organisiert. Unser Nachwuchs ist in der sogenannten Komfortzone und auf dem absteigenden Ast.

Das muss hinterfragt werden und Überregionale oder Nationale Lösungen müssen angestrebt werden. Ohne Veränderungen/ Entwicklung wird nichts besser. Nach dem Motto 2 Schritte vorwärts, 1 Schritt zurück.

Wenn unser System weltmeisterlich ist, gibt es auch hierzulande Ressourcen, für Internationale Veränderungen anzusprechen.

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Vielen Dank für Deine Rückmeldung Marco. Ich bin absolut bei Dir. Wir (in der Schweiz) müssen vor Allem unsere internen Hausaufgaben machen. In vorherigen Beiträgen habe ich auch bereits Meinungen zu Problemen bei uns in der Schweiz geäussert. Dieser Beitrag bezieht sich für einmal ganz allgemein um das "Welt-Eishockey". Die Thematik "Komfortzone" sehe ich genau so. Zudem sind die "Erfolge" der A-Nationalmannschaft (sind Vize-Titel Erfolge...?) trügerisch - da eben diese Weltmeisterschaft in meinen Augen gar nicht so "weltklasse" ist - und so die Entwicklung des Schweizer Eishockeys nicht wahrheitsgetreu aufzeigt.

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